Es gibt kein Vergessen und kein Vergeben

Mit Window Pain, als Live-Band geboren und als solche auch 1985 gestorben, (ausser einem verschollenen Demotape gibts leider keine Aufnahmen) gings nochmals in fast die gleichen Auftrittsorte wie mit Mass, die Connections zu den meisten Clubs machten sich allemal bezahlt. Wir spielten gut zwischen 80-100 Gigs im Jahr und hatten sehr viel Spass und Energie in dieser Zeit, aber ein Plattendeal schien weiter weg als der Mond zu sein. Für Dany (Drummer) kam einige Zeit Hank zu uns, ein Drummer mit unglaublichem Talent, aber leider auch völlig Alkohol abhängig, was sich im Laufe der Zeit rauskristallisierte. Hank musste nach etwa 10 Monaten wieder aus der Band raus und Dany kam zurück, aber es wurde nicht mehr das, was es mal war mit der Band.

Auch finanzielle Belastungen strapazierten die Harmonie der Band und immer öfters gabs Spannungen und Auseinandersetzungen innerhalb der Gruppe. Der schleichende Bruch der Band entwickelte sich aus dem privaten Umfeld heraus; - Heinz. ein Bekannter der Band, impfte mir Eddie immer mehr mit Hendrix, Green und Winter und bluesigem Background, worauf Eddie auch noch darauf ansprach und diese Lethargie vollends übernahm. Nichts gegen einzuwenden, wenns insgesamt gepasst hätte. Aber unser ganzes Programm und vor allem unser Ich komplett darauf umzustellen erwies sich als undurchführbar und endete Ende 1984 in einem Desaster.

Wir 3 Jungs beendeten die Band Anfang 1985 und jeder ging seiner Wege. Eddie war glaube ich für kurze Zeit als Rhythm-Gitarrist bei Mass und danach verschwand er irgendwo im Münchner Raum. War dann glaube ich einige Zeit beim Schrat (Soundlab) und dann verloren wir uns aus den Augen. Dany, der Drummer widmete sich ausschliesslich nur noch um seine Modellkarriere und war auch nicht mehr zu sehen und Hank widmete sich nach einer Erbschaft ausschliesslich dem Suff. Ich selbst wollte wieder eine Band und verbrachte viel Zeit mit üben und der Suche nach anderen Musikern.

In Regensburg selbst gab es keine Band und auch keine Musiker, wie ich es mir vorstellte und ganz allgemein schien längere Flaute anzustehen. Die erste Zeit war ich war viel in Hessen, überwiegend Frankfurt unterwegs, aber so richtig wollte sich nichts anbahnen.

Eine Auszeit war nötig, und so verschwand ich knappe eineinhalb Jahre auf Mallorca und Ibiza, wo ich bei einem Onkel unterkommen und auch einen kleinen Job ausüben konnte. Habe dort einige interessante und gute Musiker kennengelernt, die aber selbst nur zu Session zu haben waren. Aber es war eine aufregende und interessante Zeit, die ich nicht missen möchte.

Mit Roger, einem Gitarristen aus Bamberg in Deutschland, traf ich mich öfters weil wir uns sehr gut musikalisch verstanden -  und der mich dann auch überredete, mit ihm nach Holland zu gehen und dort einige Zeit bei Freunden zu verbringen. Ausserdem gäbe es zahlreiche Clubs mit offener Bühne, vielleicht wäre da die Möglichkeit grösser, eine neue Band aufzubauen. Über ein Jahr pendelten wir zwischen Amsterdam und Vlissingen hin und her und lernten dabei auch Uwe kennen, einen prima Schlagzeuger aus Saarbrücken, der ebenfalls seinen Bandfrust abtötete. Irgendwie passte die Chemie von uns Dreien und wir versuchten das altbekannte Tun wieder in die Gänge zu bringen. Der Set bestand aus überwiegend eigenen Stücken, aber auch einige Covers kamen mit ins Programm. Holland konnte aber nicht unsere Basis werden, deshalb gingen wir wieder nach Deutschland zurück. Ich selbst brach in Regensburg nun alle Brücken ab und ging nach Nürnberg, Roger war ja in Bamberg und Uwe kam immer einige Tage zu den Proben.

Die weitere Prozedur war ja immer die gleiche, eigene Ausrüstung hatte jeder,  PA, Monitors, bisschen Licht etc. war teilweise vorhanden, fehlendes wurde geborgt und wir waren wieder unterwegs. Zwar nicht mehr mit der Menge von Gigs und dem Aufwand, dafür aber ganz passable Locations und Engagements. Wir hatten aber keine Agentur oder Label, sondern damals gabs wie Sand am Meer diese Art Einzelkämpfer-Manager. Jungs, die an einen mehr oder weniger glaubten und sich damit beschäftigten, Gigs zu besorgen und den Papierkram zu erledigen. Sowas hatten wir zu der Zeit und waren eigentlich zufrieden. Markus hiess unser Mann und kam aus Würzburg.

Ich erinnere mich an einen Einweihung eines privaten Gartens am Gardasee, zu der wir auftreten sollten. Ein Bekannter hatte diesen Gig für uns klar gemacht und die Bedenken des Gastgebers (wg. dem Stil) beruhigt. Uns selbst war der Gedanke daran ebenfalls nicht gerade erfreulich, würden wir doch vor befrackten und in Abendkleider gehülltem Publikum unser Programm vortragen müssen, man sollte eigentlich von Klassik oder Bigbands ausgehen..........

Es war dann wirklich so, wie wir uns das vorgestellt hatten. Die Männer in Frack und Smoking und die Frauen im Abendgala und kurzem Schwarzen. Bedienpersonal wie Pinguine, die einem jeden Wunsch von den Augen ablasen. Super Bühne, erstklassige Technik, bedient von zwei kleinen Italienern, welche mässig Englisch sprachen und verstanden, aber trotzdem einen sehr guten Job machten. Der Soundcheck war wie das abfeuern von Kanonen, die ersten Krawatten wurden schon gerückt und das Weibliche Geschlecht brachte Neugierde in die Angelegenheit. Der Gastgeber erging sich anscheinend in seinem Schicksal und er nahm das da kommende als unausweichbar gelassen in Kauf. Für ihn zählte eigentlich mittlerweile der Aspekt, mal etwas anderes bei seinen Partys bringen als sonst üblich, was auch seine Gäste überraschen solle. Es war wirklich angenehm und auch unsere Nervosität flachte etwas ab, --- um kurz nach 22.00 abends fingen wir dann an. Von beiden Seiten blies Trockeneisnebel auf die Bühne und wunderbares, dezentes Licht unterstrich unseren Opener. Ich kann mich noch heute an einige Gesichter erinnern, denen man ansah, dass dies etwas ist und wird, mit dem sie nicht wissen, wie sie damir fertig werden sollten. Die Gäste standen ja nicht wie sonst bei Konzerten üblich im Pulk vor der Bühne, -- sondern standen oder sassen gut verstreut an Stehtischen, Sitzgarnituren und kleineren Pavillions, umschwirrt von Pinguinen und jeglicher sprachlichen Unterhaltung mit dem Nachbarn beraubt.

Und es gab auch Applaus, wenn auch noch etwas verhalten und um die Ettikette zu wahren, so trotzdem freundlich. Der zweite Song war immer Summertime Blues und mit einer der ersten Indikatoren der rythmischen Beinbewegungen. Und in der Schlagzahl waren auch die 3 oder 4 weiteren Nummern. Die Interesse und Anerkennung der Gäste steigerte sich ebenfalls und zum Luftholen mussten zwei Balladen gehen. Und es entwickelte sich zu einem sehr gutem Set, der an Begeisterung noch zunehmen sollte. Nicht frenetisch, aber ausgelassen und unterhaltsam. Zehn Stücke wurden pro Set (meist 3 Sets) gespielt mit einer halben Stunde Pause, in der wir uns unter die Gäste mischten und Fragen gerne beantworteten. Soweit ich mich noch erinnere, spielten wir Nachts um drei noch 2 Zugaben und dann Party bis Sonnenaufgang. Jeder von uns drei umkreist von mindestens 4 Frauen die uns bestens unterhielten. Hier jetzt nicht falsche Gedanken aufkommen lassen, alles lief sehr seriös und entspannt.

Der Clou war die Gage, die wir am Folgetag erhielten, mit einer grosszügigen Erweiterung des vereinbartem!!! Wirklich ein gelungenes Event, - selbst der Gastgeber war aufs angenehmste überrascht und brachte uns mit einigen Leuten zusammen, die uns in ihren Locations einige Zeit später engagierten. Ich glaube dass wir insgesamt etwa 20 Auftritte in Italien gespielt haben und eine gute Tour verbuchen konnten.

Square Ball sollte es noch bis 1991 geben, dann mussten wir auch diese auflösen. Jeder einzelne von uns hatte private Gründe und die Trennung verlief ausgesprochen freundschaftlich und ohne jeglichen Groll.

 

Fortsetzung folgt.........

 

Es gibt kein Vergessen und kein Vergeben